Beschreibung
Unter dem Motto „CANTUS ET TIBIA“, Gesang und Flötenspiel, erstreckt sich die von Hermann Rieth erschaffene Sammlung über drei Bände, die ein breites musikalisches Spektrum abdecken. Dieses reicht vom hohen Mittelalter bis zur Renaissance im ersten Band, führt weiter bis in unsere Zeit im zweiten und wird im dritten Band durch zehn weitere, mehrstimmig arrangierte Melodien ergänzt.
Die Besonderheit der Instrumente
Hümmelchen und Dudey, kleine Sackpfeifen, die sich durch ihren leisen, vom Bordun getragenen Klang auszeichnen, stehen im Zentrum der Sammlung „Cantus et Tibia – Expanded“. Wie von Michael Praetorius im Jahre 1619 beschrieben, bieten sie eine besondere musikalische Erfahrung, die sowohl für solistische Darbietungen als auch für das Ensemble-Spiel mit Flöten, Geigen, Harfen, Cornamusen und Gemshörnern geeignet ist. Ihre Eignung, den Gesang zu unterstützen und zu begleiten, verleiht den Liedern einen unverwechselbaren Charakter.
Vorwort und musikalische Philosophie
In seinem Vorwort betont Hermann Rieth die Vielseitigkeit von Hümmelchen und Dudey und ihre Fähigkeit, Musikstücke aus verschiedenen Epochen und Genres zu bereichern. Die Sammlung „Cantus et Tibia – Expanded“ ist das Ergebnis gemeinsamer Musiziererlebnisse und zielt darauf ab, Musikern ein Repertoire zur Verfügung zu stellen, das sowohl für historische Instrumente der Renaissance und des Barock als auch für zeitgenössische Kompositionen geeignet ist.
Umfangreiche Sammlung und Anpassungen
Der dritte Band, „Cantus et Tibia – Expanded“ beinhaltet eine erweiterte Auswahl an Liedern, die speziell für die Stimmung von Hümmelchen und Dudey in C/F eingerichtet wurden. Um das gemeinsame Musizieren zu erleichtern, wurden die Begleitstimmen der ersten sechs Titel separat abgedruckt. Drei Bonusstücke bereichern die Sammlung zusätzlich und bieten neue musikalische Entdeckungen.
Einladung zum kreativen Musizieren
„Cantus et Tibia – Expanded“ ist eine Einladung an alle Musikliebhaber, die vielfältigen Klangwelten historischer und moderner Musik zu erkunden. Mit den detaillierten Notationen und Arrangements von Hermann Rieth wird das gemeinsame Musizieren zu einem bereichernden und inspirierenden Erlebnis.
Vorwort
Hümmelchen und Dudey, diese kleinen leise klingenden Sackpfeifen aus der Renaissance- und Frühbarockzeit, wie sie Michael Praetorius beschreibt, sind wunderbar geeignet, um in kleinen Besetzungen miteinander zu musizieren. Auch sind sie gut geeignet, um Gesang zu begleiten. Inzwischen ist deutlich geworden, dass sie nicht nur in der Musik ihrer Blütezeit zu Beginn des 17. Jahrhunderts ihren Platz haben, sondern auch in früherer Musik ihren Klang überzeugend einbringen können. Gleiches gilt für Musik von der Barockzeit bis in die unserer Tage.
Die vorgelegte Sammlung ist eine bunte Mischung, die beim Musizieren entstanden ist. Bordune wurden in der frühen Musik und auch später nicht notiert, ebenso die Besetzungen. Man kann davon ausgehen, dass sie selbstverständlich dazu gehörten und es den Musikern überlassen war , einem Stück Dauertöne zu unterlegen. Es war auch üblich Borduntöne zu singen.
Die Besetzungen richteten sich wohl oft nach den vorhandenen Möglichkeiten. Im Inhaltsverzeichnis ist nach dem Titel mit Viertelnoten der Tonumfang jeder Stimme angegeben. Die ganze Note bezeichnet den Grundton. Die Besetzungsvorschläge können sehr frei gehandhabt werden. Weil der Herausgeber Bläser ist, kommt es zu den Vorschlägen. Sehr gut sind auch andere Instrumente geeignet, wie Fidel oder Geige, Harfe, Laute oder Gitarre, Organetto, Cornamuse oder Mandoline, Dulcian oder Fagott.
Die Abkürzungen bedeuten:
Dud = Dudey oder Hümmelchen
SG = Soprangemshorn
AG = Altgemshorn
TG = Tenorgemshorn
BG = Bassgemshorn
GBG = Großbassgemshorn
Bfl = Blockflöte
voc = Singstimme
Der Hinweis Begleitung deutet auf die Stimmen hin, die im 2. Teil als Stimmauszug enthalten sind.
Alta Trinita Beata: ist eine kurze Lauda aus dem 15. Jahrhundert in italienischer Umgangssprache anonymer Herkunft, erstmalig veröffentlicht durch Charles Burney, London 1782.
Es ist gewisslich an der Zeit: des Dichters und Theologen Bartholomäus Ringwaldt ist eine Nachdichtung der Sequenz Dies Irae, der Lateinischen Totenmesse.
Laetatus Sum: Ausgehend von einem Zweistimmigen Kanon von A. Gumpelsheimer entstand eine Bearbeitung, an die zwei weitere Sätze angeschlossen wurden. Laetatus Sum ist der Anfang des 122. Psalms, ein Pilgerlied.
Now Westlin Winds: ist ein Herbstlied von Robert Burns, dem bis heute in Schottland hoch verehrten Dichter. Eine freie Übersetzung ist angehängt.
Wie lieblich ist der Maien: ist ein geistliches Frühlingslied des Frühbarock.
Wo zwei oder drei in meinem Namen: ist ein zweistimmiger Kanon, der hier als Grundlage für ein neues Arrangement dient.
Der Kanon: von Hauptmann wurde erweitert und ist weiter als Kanon zu spielen.
Im zweiten Teil dieses Heftes sind die Begleitstimmen für sich wiedergegeben damit man nicht so oft umblättern muss. Hier ergaben sich freie Seiten. So konnten drei Bonusstücke aufgenommen werden:
Zu newen jar: mit der Melodie des Mönch von Salzburg und einer neuen Begleitung und Die blaue Flagge, ein Tanz aus Norddeutschland und zum würdigen Schluss
Das Nachthorn: in einer Zweistimmig keit des Mönch von Salzburg, der er den Untertitel gab: und ist gut zu blasen.
Mögen die Bearbeitungen in diesem Heft Anregung sein für die eigene Gestaltung weiterer Lieder oder Spielstücke und zugleich Anlass geben für fröhliches Musizieren.
Schwäbisch Hall im März 2021
Hermann Rieth
Autor:in
Hermann Rieth
hatte als Kind Blockflötenunterricht bei seiner Mutter. Später wurden Blockflötenunterricht und -spiel ein wesentlicher Ausgleich während des Studiums (Mathematik und Physik für das höhere Lehramt) und der Ausbildungszeit zum Handweber. Als Werklehrer setzte er diese Liebhaberei beim Musizieren mit Schülern fort.
Mit dem Kennenlernen der Hümmelchen und Dudeys begann eine neue Intensivierung: Dudelsackspiel erlernen, Kurse besuchen und viel Musizieren. Bald begann er mit einem Freund die Organisation der Schwäbisch Haller Sackpfeifertage. Dabei entwickelte sich das Interesse für Frühe Musik, die Beschäftigung mit alten Drucken und Handschriften, und es entstand eine umfangreiche Sammlung mit Stücken für Hümmelchen und Dudey.
Zugleich vermittelten Dozenten in Laienkursen erste Kenntnisse in Musiktheorie und Harmonielehre. Dabei wurden kleine Begleitungen und Vorspiele erfunden und in der Gruppe ausprobiert. Aus diesen Anfängen entstanden die Stücke dieses Heftes.