Das Lochamer Liederbuch – Band 1

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in neuer Übertragung und mit ausführlichem Kommentar von Marc Lewon

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ISBN: 978-3-927240-83-4 Artikelnummer: LO1 Kategorie: Schlagwort:

Beschreibung

“Das Lochamer Liederbuch – Band 1” 1 wird oft als „erstes deutsches Liederbuch“ zitiert und enthält eine Sammlung von 41 Gesangsstücken, die in der Überlieferung deutschsprachiger Lieder herausragend ist.

Historischer und musikalischer Wert

Ergänzt durch einen Instrumentalteil mit 32 Bearbeitungen, wurde das Liederbuch vermutlich im Umfeld des berühmten blinden Organisten Conrad Paumann in Nürnberg geschaffen. Diese Erweiterung erhöht deutlich den Wert und die Vielfalt der Sammlung.

Praxisnahe neue Übertragung

Die bisherigen Editionen fokussierten sich vorwiegend auf die wissenschaftliche Übertragung. Unsere neue Edition “Das Lochamer Liederbuch – Band 1” legt den Schwerpunkt auf die praktische Aufführbarkeit der Stücke, ergänzt durch eine Übertragung direkt aus dem Original.

Wissenschaft trifft Praktikabilität

“Das Lochamer Liederbuch – Band 1” genügt durch ihren kritischen Kommentar auch den hohen wissenschaftlichen Standards, während sie durch aufführungspraktische Hinweise insbesondere Musiker anspricht.

Vielfalt in der Musik

Von bekannten Melodien wie „Wach auf mein hort Oswalds von Wolkenstein“ bis zu weniger bekannten Stücken wie „Möcht ich dein begeren“ bietet dieses Buch eine breite Palette an Liedern, die das mittelalterliche Musikrepertoire bereichern.

Eine Fundgrube für Musiker und Historiker

“Das Lochamer Liederbuch – Band 1” ist eine wichtige Ressource für alle, die sich mit der Aufführung und dem Verständnis historischer Musik beschäftigen möchten. Diese Edition eröffnet Zugang zu einer Welt voller historischer Melodien und musikalischer Techniken.

Bereicherung deines musikalischen Repertoires

Erweitere Dein Verständnis und Deine Aufführungsfähigkeiten mit dem Kauf dieser sorgfältig aufbereiteten Edition. “Das Lochamer Liederbuch – Band 1” bringt Dir die faszinierenden Klänge des 15. Jahrhunderts näher und bereichert Dein musikalisches Repertoire durch historische Tiefe und Authentizität.

Zusätzliche Informationen

Gewicht 0,180 kg
ISBN-13

978-3-927240-83-4

GTIN

9783927240834

Seiten

40

Format

A4

Produktsprache

Vorwort

Das Lochamer-Liederbuch zählt heute zu den bedeutendsten Quellen für deutschsprachige Musik im 15. Jahrhundert und wird deshalb auch gerne etwas polemisch und nicht ganz zutreffend als „erstes deutsches Liederbuch“ bezeichnet. Zwar entspricht die Handschrift in Aufbau und Inhalt am ehesten dem Konzept der späteren Sammlungen, die heute allgemein als „deutsche Liederbücher“ bezeichnet werden, und geht ihnen tatsächlich als früheste, vollständig erhaltene Quelle zeitlich voraus. Dennoch unterscheidet sie sich zum einen deutlich von jenen, indem sie statt ausschließlich polyphoner vor allem einstimmige Lieder oder Lied-Tenores enthält und nicht die später übliche Notierung in Stimmbüchern anwendet. Zum anderen läßt sich nur schwer eine Trennlinie zu früheren Sammlungen deutscher Lieder oder Liedtexte ziehen, wie den Oswald-Codices oder den gemischten Lyriksammlungen, die bis zu den Anthologien der Minnesänger zurückgehen. Und schließlich müßte vom „ersten erhaltenen“ Liederbuch gesprochen werden, denn die Wege der Überlieferung sind von Zufall und Willkür geprägt — wir können nicht einmal ahnen wie viele solcher Sammlungen über die Jahrhunderte verloren gegangen sind oder noch unentdeckt in irgendwelchen Winkeln schlummern.

Dessen ungeachtet ist die Bedeutung des Liederbuchs mit seinen insgesamt 50 anonym überlieferten Melodien und 32 instrumentalen Bearbeitungen unangefochten. Bis auf 3 lateinische Kontrafakturen, die zu den Nachträgen zählen, sind praktisch alle Lieder deutsch textiert, nur 9 sind mehrstimmig notiert und für lediglich 3 lassen sich aufgrund paralleler Überlieferungen Autoren sicher zuschreiben: eine Melodie des Mönchs von Salzburg, ein Tenor Oswalds von Wolkenstein und eine Kontrafaktur auf einen Tenor von Gilles Binchois.

Entgegen naheliegender Vermutung stammt das Lochamer-Liederbuch, bisweilen auch als Locheimer Liederbuch bezeichnet, weder aus Locham noch aus Locheim. Der Name der Handschrift wurde ihr erst im 19. Jahrhundert verliehen und zwar aufgrund eines Besitzervermerks auf S. 37 — also inmitten der Handschrift. Dort heißt es: „Wolflein von Lochamer ist das gesenngk püch“. Dieser Besitzer und sein Eintrag werden auf die Zeit um 1500 datiert. Das Buch selbst hingegen ist bereits Mitte des 15. Jahrhunderts in Nürnberg entstanden und zwar zunächst in zwei separaten, auf Papier geschriebenen Teilen: einem Lied- und einem Instrumentalteil. Untersuchungen zur Handschrift haben ergeben, daß beide zunächst getrennt verfaßt und erst in einem späteren Schritt zusammengeführt wurden, anscheinend jedoch noch vom ursprünglichen Besitzer der Handschrift selbst. Das Gros der Handschrift wurde von dieser einen Hand konzipiert und um das Jahr 1452 angefertigt, wie einige Datumseinträge bezeugen. Nach diesem Zeitpunkt wurden die Teile verbunden und es folgten Nachträge von anderen Händen, die sich über die darauffolgenden Jahre erstreckten. Vermutlich ist der Hauptschreiber mit einem gewissen Frater Judocus von Windsheim zu identifizieren, der seinen Namen später, im Jahre 1460 in die Handschrift eintrug. Außerhalb des Liederbuchs ist er nicht eindeutig nachzuweisen, obwohl es Vermutungen über seine Identität gibt. Aus dem Zusammenhang ist jedoch ersichtlich, daß er studiert haben muß und eventuell später in seiner Laufbahn Geistlicher wurde. Der Hauptteil des Liederbuchs entstand wohl während seiner Studienjahre. Als gesichert gilt, daß er aus dem Nürnberger Raum stammte und zum Umfeld des berühmten blinden Organisten und Lautenisten Conrad Paumann zählte — vielleicht war er sogar selbst ein Schüler Paumanns. Offenbar konnte er jedenfalls ein Tasteninstrument spielen und eventuell auch selbst Einrichtungen („Intavolierungen“) dafür vornehmen. Stilistisch fügen sich die Bearbeitungen, wenngleich oft schlichter, in die sogenannte „Paumann-Schule“ ein, wie sie sich uns vor allem im Buxheimer Orgelbuch (ca. 1460) präsentiert.

Eine Besonderheit im Instrumentalteil des Lochamer-Liederbuchs (kurz „LOCH“) sowie im Buxheimer Orgelbuch (kurz „BUX“) ist das „Fundamentum organisandi“, das in beiden Quellen Conrad Paumann namentlich zugeordnet wird. Dabei handelt es sich um eine Art Kompositions- und Improvisationslehre für das Tasteninstrument: unter Vorgabe bestimmter melodischer Bewegungen einer fiktiven Unterstimme werden Möglichkeiten für einen improvisierten und ausgezierten Kontrapunkt als Oberstimme beispielhaft angeführt. Diese Art der Beispielssammlung hat eine lange Tradition und geht in der vokalen Improvisationspraxis auf solche Vorbilder zurück wie den „vatikanischen Organumtraktat“ (13. Jh.) oder das „Compendium de discantu mensurabili“ (1336) des Petrus dictus palma ociosa. Für die instrumentale Behandlung von improvisiertem Kontrapunkt ist das „Fundamentum“ Paumanns aber eine Neuheit und bringt die Instrumentalstücke von LOCH in eine klare Verbindung zur Paumann-Schule.

Die Intavolierungen des Instrumentalteils von LOCH sind mitunter Bearbeitungen einstimmiger und mehrstimmiger Stücke des Liedteils von LOCH, so daß sich eine Beziehung zwischen den beiden Hälften der Handschrift ergibt: die Repertoires über schneiden sich, decken sich aber nicht. Aus Schriftbild und Inhalt ist ersichtlich, daß beide Teile auf jeden Fall zusammen gehören und der Hauptschreiber wenigsten zum Teil bewußt Intavolierungen von Stücken anfertigte, die ihm zuvor schon als Lied vorgelegen und Eingang in seine Sammlung gefunden hatten.

Eine ausführliche wissenschaftliche Diskussion zur Handschrift, ihrer Entstehung, Struktur, Provenienz, zu Schreiberhänden, Notierung, usw. findet sich in der Sekundärliteratur, die im kommentierten Literaturverzeichnis aufgelistet ist. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Einleitung zur Edition von PetzschL, das Nachwort von AmelnN und die Monographien von PetzschS und SalmenS (Auflösung dieser Kürzel ebenfalls im Literaturverzeichnis).

Inhalt

  1. Vorwort
  2. Edition
  3. Kommentar
  4. Literaturverzeichnis
  5. I.
    Wach auf, mein hort (Lied, 1stimmig)
    Tenor: Wach auff mein hort der leucht dorther (Tabulatur)
    Tenor: Wach auff mein hort der leucht dorther (Lied, 3stimmig)
  6. II.
    Verlangen tut mich krencken (Lied, 1stimmig)
  7. III.
    Der walt hat sich entlaubet (Lied, 3stimmig)
  8. IV.
    Mit ganzem willen wünsch ich dir (Lied, 1stimmig)
    Mit gantzem willen etc (BUX) (Tabulatur)
    Mit ganzem Willen wünsch ich dir (LOCH) (Tabulatur)
  9. V.
    Ein vrouleen edel von natüren (Lied, 3stimmig)
    Ein fröulin edel von natuer (BUX) (Tabulatur)
  10. VI.
    Ich bin bei ir (Lied, 1stimmig)
    Ich bin by ir (BUX) (Tabulatur)
  11. VII.
    Ich sach ein bild in blauer wat (Lied, 1stimmig)
  12. VIII.
    Möcht ich dein begeren (Lied, 3stimmig£)
    Iste tenor adhuc semel scilicet in alio choro etc (= Möcht ich din begern) (BUX) (Tabulatur)
  13. IX.
    Es fur ein baur gen holz (Lied, 1stimmig)
  14. X.
    Ich far dohin, wann es muß sein (Lied, 1stimmig)
    Ich fare do hyn wen eß muß syn (Tabulatur (Laute))

Autor:in

Marc Lewon

Marc LewonMarc Lewon ist ein deutscher Musiker und Musikwissenschaftler, der sich auf die deutschsprachige Musik des Mittelalters spezialisiert hat. Er wurde 1972 in Frankfurt am Main geboren und hat Musikwissenschaften und Germanistik an der Universität Heidelberg studiert. Darüber hinaus hat er eine Ausbildung in Laute, Fidel und Gesang an der Schola Cantorum Basiliensis absolviert.

Als Musiker ist Marc Lewon als Lautenist und Fidelspieler in verschiedenen Ensembles tätig, die sich auf mittelalterliche und Renaissance-Musik spezialisiert haben. Er hat weltweit Konzerte gegeben und an zahlreichen CD-Produktionen und Rundfunkaufnahmen mitgewirkt. Er ist auch Gründer und Leiter des Ensembles Leones.

Marc Lewon hat eine Lehrtätigkeit als Dozent für mittelalterliche Musik an verschiedenen Musikschulen und Universitäten ausgeübt. Er ist Mitbegründer und Leiter der Fortbildungsreihe “Frühe Musik der Hohen Stände und der Resonanzen der Musik des Mittelalters” an der Akademie Burg Fürsteneck.

In seiner Forschung beschäftigt sich Marc Lewon mit dem Musikleben des Spätmittelalters in der Region Österreich und ist Teil eines internationalen Forschungsprojekts zur Laute im deutschsprachigen Raum.