Beschreibung
„Christmas Carols“ – sorgfältig zusammengestellt von Hermann Rieth und illustriert von Georg Bildstein, öffnet eine Welt weihnachtlicher Musik aus England. Diese Sammlung richtet sich an alle Enthusiasten traditioneller Instrumente wie Hümmelchen, Dudeys, aber auch Blockflöten und viele andere. Entstanden aus der Begeisterung für das adventliche Carol Singing, bietet dieses Werk eine Auswahl an Melodien, die speziell für den Tonumfang traditioneller Instrumente angepasst wurden.
Die Bedeutung der Christmas Carols
Die Christmas Carols sind ein fester Bestandteil der britischen Folklore und verkörpern eine Tradition, die ihre Wurzeln teils in vorchristlicher Zeit hat. Sie symbolisieren die lebendige Verbindung zwischen historischen Bräuchen und der heutigen Weihnachtszeit. Diese Sammlung nimmt Dich mit auf eine musikalische Reise durch die Weihnachtsgeschichte, ergänzt durch einige der kontinentalen Traditionen, die bis heute in Europa lebendig sind.
Inspirierende Begegnungen mit der Musik
Hermann Rieth, selbst passionierter Dudelsack- und Gemshornspieler, ließ sich von der adventlichen Atmosphäre des Carol Singing inspirieren. Die Melodien, die innerhalb eines einfachen Tonumfangs spielen, wurden von ihm kunstvoll für das gemeinsame Singen und Musizieren in „Christmas Carols“ arrangiert. Diese Anpassung macht die Stücke ideal für Schulen und Bildungseinrichtungen, um die Freude am Musizieren zu fördern.
Vielfalt der Instrumente
Die Sammlung „Christmas Carols“ berücksichtigt eine breite Palette an Instrumenten. Ob für Hümmelchen, Gemshörner, Blockflöten, Cornamusen oder Krummhörner – jede Notation beginnt mit einer Angabe zur optimalen Stimmlage. Dies gewährleistet eine flexible Anpassung an verschiedene Instrumententypen und -stimmungen, von Sopran in C über Alt in F bis hin zu Tenor in C, und ermöglicht eine breite musikalische Teilnahme.
Einblicke in die Weihnachtsgeschichte
Ein Großteil der Lieder erzählt die bekannte Weihnachtsgeschichte, wie sie in den Evangelien überliefert ist. Diese Lieder bringen die Geschichte auf eine Weise nahe, die in vielen Teilen Europas seit Generationen geschätzt wird. Von „Child in the Manger“ über „Holy Christmas on the Living“ bis hin zu traditionellen Bräuchen wie „Wassailing“ und „Morris Dancing“ – diese Sammlung lädt dazu ein, die Vielfalt und Tiefe der Weihnachtszeit zu erkunden.
Tradition und Erneuerung
Neben den Liedern gibt das Buch Einblicke in verschiedene Bräuche der Britischen Inseln, von „Wassailing“ bis „Mummers Plays“. Diese Beschreibungen bieten nicht nur kulturellen Kontext, sondern auch Anregungen, wie alte Traditionen in die heutige Zeit integriert und gefeiert werden können. Die Herausforderung, historische Pfade nachzuzeichnen, führt zu einer spannenden Auseinandersetzung mit der Entstehung und Entwicklung weihnachtlicher Bräuche.
Lieder, die verbinden
Mit Titeln wie „We Wish You a Merry Christmas“, „Christ Was Born“, und „The Twelve Days of Christmas“ bietet „Christmas Carols“ eine breite Auswahl an Liedern, die zum gemeinsamen Feiern einladen. Jedes Lied ist eine Gelegenheit, die Freude und Gemeinschaft der Weihnachtszeit zu teilen.
Weihnachtsklänge: Gemeinsam Traditionen und Instrumente erleben
Diese Sammlung von Christmas Carols ermöglicht es, traditionelle Instrumente in den Mittelpunkt zu rücken und die festliche Musik der Weihnachtszeit gemeinsam zu erkunden. Sie schafft eine besondere Gelegenheit, die Freude am Musizieren mit Hümmelchen, Dudelsäcken, Blockflöten und anderen zu erleben. Nutzen wir die Chance, die weihnachtliche Stimmung durch die Vielfalt der Instrumente gemeinschaftlich zu gestalten.
Vorwort
Die vorliegende Sammlung wurde angeregt durch adventliches ‘Carol Singing’ im Kollegen kreis. Für einen Dudelsack- und Gemshornspieler war es verlockend, die schönen Melodien, die mit dem Tonumfang einer None auskommen, zu transponieren und in eine zweistimmige Form zum Singen und Spielen zu bringen. Zugleich sind die Lieder leicht mit Blockflöten oder anderen Instrumenten zu spielen und bilden so einen Fundus für das Musizieren in der Schule. Für Hümmelchen, Gemshörner, Blockflöten, Cornamusen und Krummhörner ist bei jedem Lied am Anfang oben links notiert, in welcher Stimmlage die Instrumente bei den Stimmen stehen können: S für Sopran in C, A für Alt in F oder T für Tenor in C.
Der größte Teil der Lieder hat die Weihnachtsgeschichte zum Inhalt, wie wir sie aus den Evangelien kennen und wie sie auch in der kontinentalen Tradition lebendig ist.
‘Child in the Manger’: Diese Choralmelodie ist nach der Stadt Bunessan in Schottland benannt. Der Text war ur sprünglich gälisch und als „Leanabh An Aigh“ bekannt. Er wurde von Lachlan Macbean (welcher der Melodie ihren Namen ‘Bunessan’ gab) ins Englische übersetzt. 1931 dichtete Eleanor Farjeon auf die Melodie den Text ‘Morning has Broken’, welcher durch den Sänger Cat Stevens populär wurde.
‘Holy Christmas on the Living’ entstammt einer frühen christlichen Kultur im Nord-Westen Schottlands, deren Spuren sich bis in die Gegenwart erhalten haben. Die Herkunft dieses Liedes ist unklar. Aber bei Alexander Carmichael, Carmina Gadelica, findet sich zu einem ähnlichen Lied der Hinweis: „These carols were sung by a band of men who went about from house to house in the townland. The band selected a leader for their singing and for their actions throughout the night. This leader was called fear-duan (song man), and the others were called fir-fuinn (chorusmen). When they had sung their carols at a house, two or three bannocks were handed out to them through a window. The song-man got half of every bannock so received, and the other half went to the chorus-men.“
Eine reiche Tradition in der Folklore der Britischen Inseln ist bis heute in der Weih nachts zeit lebendig. Ursprünge aus vor christlicher Zeit werden weiter gepflegt und teilweise mit christlichen Bräuchen verbunden. ‘Wassailing’, ‘Mummers Plays’ und ‘Morris Dance’, ‘Hunting the Wren’ und ‘The Boar’s Head’ seien an dieser Stelle erwähnt. Eine Schwierigkeit mit den britischen Bräuchen ist, dass Menschen erwarten, einen klaren Pfad aufgezeigt zu bekommen von unserer modernen bis zurück in die vorgeschichtliche Zeit, und in nahezu allen Fällen gibt es einen solchen Pfad nicht. Also erfinden die Leute verschieden geartete Theorien über Ursprünge und Bedeutungen – die meisten davon sind bedeutungslos! Vor diesem Hintergrund wird verständlich, daß einzelne Üblichkeiten verloren gehen und zugleich andere neu entstehen oder Traditionen, die zunächst nicht miteinander verbunden waren, eine neue Liaison eingehen. Im Folgenden soll auf einige Bräuche etwas näher eingegangen werden.
‘Wassailing’ ist eine der ältesten englischen Traditionen und hat unterschiedliche Erscheinungsformen.
Die eine ist das ‘House-to-House Christmas Wassail’. Junge Leute zogen umher, klopften an Türen und wünschten mit ihren Liedern Glück und Segen allen Hausbewohnern, die sie antrafen. Im Gegenzug erwarteten sie eine kleine Gabe oder Bewirtung. Heute ist die Tradition mancherorts zu einem Volksfest geworden und nicht mehr nur den Jüngeren vorbehalten (z.B. ‘Stroud Wassail’). Eine andere Variante ist das ‘Orchard Wassail’, das bis heute in den Apfelanbaugebieten (z.B. Somerset) gepflegt wird. Diese Zeremonie gehört aber nicht zu Weihnachten, sondern in den weiteren Verlauf des Januar.
‘Mari Lwyd’ ist die walisische Variante von Wassail. Dabei besucht die Wassail-Gruppe mit einem ‘Pferd’ (bestehend aus einer oder zwei Personen in einem Pferdekostüm) Häuser der Nachbarschaft. Vor der Haustür wird gesungen und mit Gedichten (auch mit einem nach Tradition festgelegten Gedicht aus tausch
mit dem Hausbesitzer) um Eintritt ins Haus gebeten. Das Haus wird dann für das kommende Jahr gesegnet. Als Dank erhalten die Besucher Getränke und
Leckerbissen.
‘Morris Dancing’ ist eine Tradition, die sich in wenigen Dörfern Gloucestershires erhalten hat und dort von dem englischen Volkskundler Cecil Sharp 1899 entdeckt wurde. Er hat dann die Tänze mit der dazu gehörigen Musik gesammelt und notiert – und für ihre weitere Verbreitung gesorgt. In Gloucestershire ist die Hauptzeit für Morris Dancing zu Pfingsten. Aber im Grenzgebiet von Wales und England liegt die Zeit für Morris Dancing zu Weihnachten (‘Border Morris’).
‘Mummers Plays’ sind seit Jahrhunderten überliefert. Es haben sich Texte erhalten, und es gibt Spielergruppen, die zum teil sehr traditionell arbeiten, aber auch solche, die neue Stücke spielen oder aktuelle Themen in alte Stücke einbeziehen.
Die Präsentation des ‘Boar’s Head’ wird als akademische Zeremonie vor allem in den Colleges Englands gepflegt. Besonders bekannt ist dafür das Queen’s College in Oxford. Das Fest um den Eberkopf geht wohl auf angelsächsische Einflüsse zurück, die eine Verbindung von Freyakulten mit St. Stephan auf die britischen Inseln brachten.
‘Hunting the Wren’ ist ein Brauch, der vor allem in Irland und Wales lebendig ist. Es geht um den Zaunkönig, den König der Vögel, der gejagt und als Glücksbringer herumgereicht wird. Die ‘Wren Boys’ sind oft mit Stroh verkleidet, und es gibt Feste in den Straßen und Pubs.
‘Cutty Wren’: Von der Gruppe Steeleye Span auf dem Album ‘Time’ eingespielt. Auf dem Cover heist es: „The wren is known as the King of the Birds, because there is a fable in which a competition takes place to decide which bird is supreme. It is decided that he that flies highest is the monarch. The wren craftily hitches a ride on the back of the eagle and wins. Also the wren was sacred to the Druids and the custom of catching and killing wrens at Christmas time would not be incompatible with this history of reverence. It would be protected all year and then ritually slain as a sacrifice at the appropriate time. As with all possible remnants of ancient religions, their meaning becomes obscured and their enactment trivialized, and so this song until recently was attached to the Christmas tradition of wassailing and the demanding of monies.“
‘Holly and Ivy’ (Ilex und Efeu) sind die Pflanzen, die in England zu weihnachtlicher Dekoration im Vordergrund stehen. Hinzu kommt (nach Bord) der „allgegenwärtige Weihnachtsbaum“, dekoriert und von Kerzen erleuchtet, ohne den für kein britisches Kind Weihnachten vollständig wäre – ein Brauch, der im späten 19. Jh. aus Deutschland eingeführt wurde.
Mein besonderer Dank gilt Elke und Achim für das geduldige Probieren der Lieder, Georg Bildstein für die liebevoll gemalten Illustrationen sowie Vincent Eising-Boyny für das Korrigieren der Sätze. Wertvolle Hinweise bekam ich von Fiona Morrison aus Schottland, Gwilym Davis aus England und Terry Osborn aus Wales – und von Steve Rowley das Logo zu ‘Stroud Wassail’, herzlichen Dank. Ich wünsche frohes Musizieren und Freude bei der Beschäftigung mit den alten Traditionen der Britischen Inseln.
Hermann Rieth im Sommer 2015
Autor:in
Hermann Rieth
Hermann Rieth hatte als Kind Blockflötenunterricht bei seiner Mutter. Später wurden Blockflötenunterricht und -spiel ein wesentlicher Ausgleich während des Studiums (Mathematik und Physik für das höhere Lehramt) und der Ausbildungszeit zum Handweber. Als Werklehrer setzte er diese Liebhaberei beim Musizieren mit Schülern fort.
Mit dem Kennenlernen der Hümmelchen und Dudeys begann eine neue Intensivierung: Dudel sackspiel erlernen, Kurse besuchen und viel Musizieren. Bald begann er mit einem Freund die Organisation der Schwäbisch Haller Sackpfeifertage. Dabei entwickelte sich das Interesse für Alte Musik, die Be schäftigung mit alten Drucken und Handschriften, und es entstand eine umfangreiche Sammlung mit Stücken für Hümmelchen und Dudey.
Die Beschäftigung mit dem Repertiore dieses Heftes begann schon zu Schülerzeiten mit der Sendung „Hello Folk“, die Walli Whyton für den englischen Soldatensender moderierte. Dort waren neben Vertrautem Klänge des Folkrock und des angelsächsischen Brauchtums zu hören. Einige Beispiele sind hier zum Schluß aufgenommen.