Beschreibung
Seit über 400 Jahren ist das Glockenspiel besonders in den Niederlanden ein Volksmusikinstrument, das sich bis auf den heutigen Tag behaupten konnte. In vielen Städten gibt es noch immer den „stadsbeiaardier“, den von der Stadt angestellten Glockenspieler, dessen Melodien an Wochenenden und Marktagen die Plätze erfüllen.
Seltenheit historischer Sammlungen
Es gibt jedoch nur drei überlieferte Sammlungen mit Musik für dieses Instrument. Abgesehen von mechanisch gespielten Glocken, zählen dazu die Werke von Berkhuis, Matthias van der Gheyn und Joannes de Gruijtters.
Aus der Handschrift des Antwerpener Stadtglockenspielers Joannes de Gruijtters (1709 – 1772) hat der Autor in „Joannes de Gruijtters 1746“ 59 der zweistimmig notierten Stücke für diese Ausgabe ausgewählt. Diese Stücke wurden oft als Gedächtnisstütze verwendet und nicht für die breite Veröffentlichung vorgesehen, was ihre Seltenheit und besonderen Wert heute erklärt.
Anleitung zur authentischen Interpretation
Die in der Originalhandschrift angegebenen Verzierungen werden bezüglich ihrer Spielweise mit Beispielen eingehend erklärt. Dies ermöglicht es Dir, die Musik authentisch nachzuspielen und Deine Interpretationen zu verfeinern.
Die sehr schönen Melodien in „Joannes de Gruijtters 1746“ eignen sich für das Spiel auf allen Melodieinstrumenten, aber auch für Borduninstrumente wie Dudelsack und Drehleier. Sie bieten eine flexible Anwendung für eine breite Palette von Musikinstrumenten und erweitern so die Einsatzmöglichkeiten dieser historischen Stücke.
Das Buch ist mit zahlreichen Zeichnungen des Autors illustriert. Diese Illustrationen bereichern nicht nur die visuelle Erfahrung, sondern geben auch Einblick in die künstlerische Interpretation der Musik und ihrer Zeit.
Autor und Illustrator
Rolf Janssen, der anhand einer Faksimileausgabe die Stücke ausgewählt, bearbeitet und illustriert hat, ist gebürtiger Niederländer und beschäftigt sich seit Jahren mit der traditionellen Musik seiner Heimat, worüber er mehrere Bücher und Notensammlungen veröffentlicht hat. Seine tiefgehende Kenntnis und Leidenschaft für traditionelle Musik verleihen diesem Werk eine authentische Stimme. Seit 1985 lebt er als Kunsterzieher und freischaffender Künstler. Seine künstlerischen und musikalischen Fähigkeiten fließen in jedes Detail dieser sorgfältig kuratierten Sammlung „Joannes de Gruijtters 1746“ ein.
Musikalische Details
Bei den Melodien handelt es sich in „Joannes de Gruijtters 1746″um Andanten, Menuette, Märsche, Giguen, Kontratänze und andere Melodien, die nicht oder nur wenig über den Umfang einer Oktave hinausgehen. Diese Vielfalt ermöglicht Musikern verschiedener Fähigkeitsstufen, die Stücke zu erkunden und zu genießen. Sie sind meist in der Originaltonart belassen und in C- oder G-Dur notiert. Dies bewahrt den historischen Charakter der Musik und bietet gleichzeitig eine zugängliche Form für Musiker. Der Basso continuo, bzw. die Begleitstimme, ist aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit eine Oktave höher angegeben. Diese praktische Anpassung macht die Noten leichter lesbar und das gemeinsame Musizieren einfacher.
Einladung zur musikalischen Entdeckung
„Joannes de Gruijtters 1746“ lädt Dich ein, Teil einer musikalischen Tradition zu werden, die tief in der europäischen Kultur verwurzelt ist. Diese Sammlung ist nicht nur ein Zeugnis musikalischer Geschichte, sondern bietet auch eine einzigartige Gelegenheit, die Vielfalt und Schönheit der Musik des 18. Jahrhunderts zu erleben und zu interpretieren. Nutze die Chance, Deine musikalischen Fähigkeiten zu erweitern und historische Musik authentisch zu erleben.
Vorwort
Seit über vierhundert Jahren ist das Glockenspiel, „de beiaard“, besonders in den Niederlanden ein Volksmusikin-strument, das sich bis zum heutigen Tag behaupten konnte. Viele Städte haben noch immer ihren „stadsbeiaardier“, den von der Stadt angestellten Glockenspieler. An den Wochenenden, während der Markttage und in den Ferien kann man allerorten die Klänge alter und neuer Weisen genießen.
Daraus könnte man schließen, daß es genügend aufgezeichnete Musik gibt, um die Entwicklung der beliebten Melodien über die Zeit zu verfolgen. Dem ist jedoch nicht so. Im wesentlichen gibt es – wenn wir von der Literatur für mechanisch bespielte Glocken absehen – lediglich drei überlieferte Sammlungen mit handschriftlich notierter Musik für dieses Instrument: die Sammlung Berkhuis (Delft, Ende 18., Anfang 19. Jahrhundert), die Arbeit des Matthias van der Gheyn (1721 – 1785) und die Sammlung des Antwerpener Stadtglockenspielers Joannes de Gruijtters (1709 – 1772).
Aus letzterer stammen die zweistimmig notierten Stücke, die in dieser Ausgabe zusammengetragen sind. Der Grund, warum so wenige Manuskripte die Zeitläufe überdauert haben, ist vielleicht darin zu suchen, daß viele der handschriftlichen Aufzeichnungen wohl bloß als Gedächtnisstütze des jeweiligen Spielers dienten und ihnen kaum größerer Wert beigemessen wurde. Jedenfalls hätte man in der damaligen Zeit wenig Mühe gehabt, seine Musik bei einem Verlag unterzubringen, blühte doch gerade in Städten wie Antwerpen und Amsterdam das Verlagswesen und damit die Herausgabe von Büchern jeglichen Gebietes, besonders dem der Musik.
Außerdem war es gängige Spielpraxis, oft allgemein bekannte und beliebte Melodien improvisierend zu spielen. Wegen ihrer Kürze waren schlichte, populäre Weisen dazu sehr geeignet. Unter die melodische Linie wurde eine mehr oder weniger freie zweite Stimme, bzw. Baßstimme, gelegt, die sich mit den Möglichkeiten des Spielers oder des Instrumentes ändern konnte. Mehrere der in diesen Handschriften notierten Stücke findet man denn auch in meist leicht abgewandelter Form in anderen Sammlungen.
Darüber hinaus sei noch bemerkt, daß sich die mündliche Tradierung des musikalischen Erbes noch bis weit in dieses Jahrhundert sehr stark erhalten hat. Kultur war eben grundsätzlich noch etwas anderes als ein ‚leicht verdaubares‘ Massenprodukt, das, ebenso schnell wie es produziert, gleich konsumiert und wieder vergessen wird. So konnte ich selbst zwischen 1976 und 1984 bei meist älteren Menschen über 1000 Lieder und Tänze aufzeichnen, die durch die Generationen hindurch weitergegeben wurden und somit in einer noch ungebrochenen Überlieferung stehen.
Autor:in
Rolf Janssen
Rolf Janssen (Jahrgang 1954) studierte Kunst an der ‚Akade-mie voor beeldende Vorming‘ in Tilburg, Niederlande. 1960 begann er mit der Musik auf Blockflöten und vergrößerte seitdem sein Instrumentarium durch Gemshörner, Krumm-hörner, Cornamusen, Okarinas, Scheitholz und Dudelsäcke.
’nightingale‘ seine erste Radioeinspielung mit hauptsächlich eigenen Liedern. Während und nach seiner Akademiezeit spielte er in der Gruppe ‚Fluitekruid‘, mit der er 1979 seine erste LP ein-spielte.
Viele Artikel, Plattenbesprechungen, Vorträge und Radioauf-nahmen waren zwischen 1976 und 1986 der traditionellen Musik gewidmet. Nach jahrelanger Feldforschung brachte er 1984 das Buch ‚We hebben gezongen en niks gehad‘ heraus mit mündlich tradierten Liedern und Biographien alter Straßenmusikanten.
Weitere Platteneinspielungen, auch als Gastmusiker, folgten.
Seine Gruppe ‚Doedelier‘ veröffentlichte 1985 die LP ‚In beweging‘.
Seit 1985 ist er Mitglied in der Stuttgarter Gruppe ‚Spielleut‘.
Er lebt heute in Tübingen als Kunsterzieher und freischaffender Künstler. Bilder von ihm befinden sich in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen im In- und Ausland.