Beschreibung
Mit “Das Lochamer Liederbuch – Band 3” der neuen Edition soll nun der Instrumentalteil in den Fokus der Betrachtung gerückt werden. Dort sind vokale Stücke, also Lieder, wie sie sich im ersten Teil des Liederbuchs finden, für ein Tasteninstrument eingerichtet.
Erweiterung des musikalischen Horizonts
In seiner Rolle als Liedsammlung ist das Lochamer Liederbuch für die frühe deutschsprachige Musik allein schon äußerst bedeutend. Der beigebundene Instrumentalteil aber, der in Analogie zum berühmten Buxheimer Orgelbuch es eigentlich verdiente, separat als Lochamer Orgelbuch wahrgenommen zu werden, steigert diese Bedeutung der Handschrift nochmals beträchtlich. Bislang stand bei allen Behandlungen des Lochamer Liederbuchs der Liedteil im Vordergrund.
Die Vielfalt der Tabulaturen
Nicht alle dieser 32 Tabulaturen, die im Instrumentalteil stehen, haben eine Entsprechung im Liedteil; für einige ist die vokale Vorlage verloren, andere lassen sich nur in parallelen Handschriften wiederfinden. Neben einigen weniger bekannten Liedern aus dem Liedteil der Handschrift enthält “Das Lochamer Liederbuch – Band 3” vor allem Instrumentalstücke.
Verknüpfung der musikalischen Quellen
Wo es möglich war, sind diesen Tabulaturen ihre vokalen Vorlagen beigegeben, die zum Teil auch aus anderen Handschriften hinzugezogen wurden. Unter die zehn bearbeiteten Stücke des “Das Lochamer Liederbuch – Band 3” wurden somit beispielsweise das beliebte “Anavois” (oft aufgrund falscher Lesung unter dem Titel “En avois” zu finden), “Mein herz in hohen freuden ist” und das wunderschöne “Paumgartner” aufgenommen.
Forschung und Kontextualisierung
Das Lochamer-Liederbuch (kurz LOCH) ist so ressourcenreich, dass die Editionsreihe selbst mit “Das Lochamer Liederbuch – Band 3” und letzten Band, der wieder in 10 Blöcken Kompositionen aus besagter Quelle präsentiert und in einen Kontext zu parallelen Überlieferungen des 15. Jahrhunderts stellt, eine Anthologie bleibt. Die Auslassungen, also die Stücke, die im Verlaufe der drei Bände noch nicht ediert wurden, betreffen im Liedteil der Quelle hauptsächlich den Bereich der einstimmigen Liedaufzeichnungen, im Tabulaturteil vor allem das „Fundamentum organisandi“.
Zwischen Tradition und Neuentdeckung
Im vorliegenden “Das Lochamer Liederbuch – Band 3” der Reihe wurde ein Schwerpunkt auf die Tabulaturen des hinteren Teils von LOCH gelegt, die keine Liedentsprechung im vorderen, vokalen Teil der Handschrift aufweisen, die aber gelegentlich in parallelen Quellen als Liedfassung zu finden sind. Ein anderer Fokus liegt auf Stücken, die bislang in Forschung und Aufführung wenig Beachtung gefunden haben und sozusagen „zwischen den Stühlen“ stehen, sei es, weil das Lochamer-Liederbuch für diese Repertoires nur eine sekundäre Quelle darstellt (wie bei „Zart lip wie süß dein anfanck ist“ oder „Benedicite — Almechtiger got, herr Jesu Crist“), oder weil sie als Nachtrag und lateinische Kontrafaktur verfehlen, das Interesse derjenigen zu wecken, die sich mit dem Lochamer-Liederbuch als deutschsprachige Quelle beschäftigen wollen. Der Editionsansatz erfordert gerade bei den hier gesetzten Schwerpunkten, dass die Stücke der Ausgabe in einen erheblichen Anteil an „Kontext“, also an Stücken aus den Parallelüberlieferungen, eingebettet werden.
Instrumentalmusik des 15. Jahrhunderts
“Das Lochamer Liederbuch – Band 3” ist eine unverzichtbare Ressource für jeden Liebhaber und Forscher der mittelalterlichen Musik. Dieser Band ermöglicht einen tiefen Einblick in weniger bekannte musikalische Werke und bietet eine umfassende Betrachtung der Instrumentalmusik des 15. Jahrhunderts. Mit seiner fundierten Edition und dem kenntnisreichen Kommentar von Marc Lewon öffnet es neue Perspektiven auf die musikalische Praxis und die kulturellen Kontexte der Epoche. “Das Lochamer Liederbuch – Band 3” dient nicht nur als wertvolles Lehrmaterial für Musiker und Akademiker, sondern auch als Inspirationsquelle für alle, die sich mit der Aufführung und Interpretation historischer Musik beschäftigen.